Rückhaltebecken Listenbach für die Marktgemeinde Ollersdorf

Veranlassung und Projektablauf

Das Ortsgebiet von Ollersdorf wird vom Listenbach – einem rechtsufrigen Zubringer der Strem – durchflossen. Bei extremen Hochwasserereignissen – insbesondere im September 2014 – wurden Teile des Siedlungsgebiets großräumig überflutet. Die Gemeinde entschloss sich daher, ein Hochwasserschutzprojekt für den Listenbach vom Kölbingweg bis zur Mündung in die Strem ausarbeiten zu lassen. Dieses sollte nicht nur den Siedlungsraum, sondern auch bedeutende Infrastruktureinrichtungen vor künftigen Überflutungen schützen.

Auf Grundlage des generellen Projektes 2016 entschied die Gemeinde Ollersdorf in Zusammenarbeit mit der örtlichen Bundeswasserbauverwaltung und den beauftragten Projektanten ein Hochwasserrückhaltebecken am Listenbach, rd. 1,8 km stromauf der Mündung in die Strem, zu errichten.

Nach Erteilung der wasserrechtlichen Bewilligung 2017 (naturschutzbehördliche Genehmigung 2018) hat die Gemeinde Ollersdorf im Wege der Bundeswasserbauverwaltung Burgenland (Abteilung 5 – Baudirektion, Außenstelle Oberwart) beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (nunmehr BMNT) um technische Genehmigung und finanzielle Unterstützung angesucht.

Auf Vorschlag der Kommission in Angelegenheiten der Wasserwirtschaft (Abwicklungsstelle KPC) wurde vom BMLFUW im November 2017 ein Bauerfordernis in der Höhe von € 846.000,– genehmigt und dazu ein 48,2%-iger Bundesbeitrag lt. WBFG gewährt. Seitens des Landes Burgenland wurde ein 40%iger Kostenbeitrag genehmigt. Für die Gemeinde Ollersdorf verbleibt somit ein Interessentenbeitrag von 11,8%.
Mit den Bauarbeiten für die gegenständliche Hochwasserschutzmaßnahme (Errichtung des Durchlass- bzw. Drosselbauwerkes) wurde im Mai 2018 begonnen.

Die Herstellung des Notüberfalles (Steinsicherung), die Rekultivierungsarbeiten sowie der Wegebau erfolgte ab März 2019.
Im Sommer 2019 war die Funktionsfähigkeit des Hochwasserrückhaltebeckens gegeben.
Im September/Oktober 2019 wurden die Restarbeiten samt den ökologischen Begleitmaßnahmen abgeschlossen.

Alle Fakten und Abbildungen können Sie der Broschüre entnehmen, die rechts zum Download angeboten wird.

 

Schutzziel und Beschreibung der Maßnahmen

Ziel der Hochwasserrückhalteanlage ist es, Teile des Ortsgebietes von Ollersdorf (Hochwasserabflussgebiet des Listenbaches) sowie die Infrastruktureinrichtungen vor einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ100) zu schützen, d.h. vor einem Hochwasserereignis, welches statistisch gesehen einmal in 100 Jahren auftritt.

Insgesamt werden durch die Rückhalteanlage 21 Objekte vor Hochwasser geschützt.
Die HQ100-Abflussspitze des Listenbaches von 17,0 m³/s wird durch die Anlage auf 8,0 m³/s abgemindert, wodurch sich ein Speichervolumen von ca. 70.000 m³ ergibt, und das Stauziel bei HW100 auf rd. 282,00 m. ü. Adria liegt.

Das Dammbauwerk mit einer Länge von ca. 127 m wurde als Homogendamm aus Erdmaterial errichtet, welches im unmittelbaren Bereich des Beckenstandortes – im Wesentlichen im Zuge der Eintiefung des Retentionsraumes – entnommen wurde. Das Volumen der Dammschüttung beträgt rd. 17.500 m³ mit einer maximalen Dammhöhe ab GOK von 8,8 m, und im Verhältnis von 1:3 geneigten Böschungen.

Der Grundablass wurde als Rechteckquerschnitt mit einem Durchflussquerschnitt von 2,00 x 2,50 m ausgeführt. Vor den Durchlässen wurden Grobrechen zur Abwehr von Geschiebe und Totholz angeordnet.

In den begehbaren Kontrollschacht aus Stahlbeton wurde ein Schieber installiert, wobei die Einstellung dieses Stahl-Drosselschützes auf eine lichte Durchflusshöhe von 0,58 m (Gerinnesohle bis UK Schütz) fix eingestellt ist.

Um bei einem Hochwasserereignis größer HQ100 eine Beschädigung des Dammes durch Überströmung (Erosion) zu vermeiden, wurde eine sogenannte Hochwasserentlastungsrampe (Notüberfall) vorgesehen.

Die Hochwasserentlastung besteht aus einer um rd. 1,0 m abgesenkten, mittels Steinschlichtung befestigten Dammkrone sowie einer daran anschließenden, gesicherten Rampe. Der Durchlass und die Entlastungsrampe münden in das mit Steinen ausgelegte Tosbecken, welches zur Energieumwandlung dient.

 

Die Übersichtskarte des Rückhaltebeckens Listenbach

 

Die durch das entsprechend dimensionierte Durchlassbauwerk retendierten Wassermengen fließen über das Tosbecken und einem neuerrichteten und ca. 50 m langen, naturnahen Gewässerabschnitt (Mäander) in den weiterführenden Gewässerverlauf des Listenbaches in Richtung Ortsgebiet und letztlich in die Strem.

Unter Berücksichtigung der Zwischeneinzugsgebietsabflüsse können die retendierten Hochwassermengen im bestehenden Bachprofil schadlos abgeführt werden.

 

Gewässerökologische Begleitmaßnahmen

Neben der technischen Dimensionierung zur Retention von Hochwasserereignissen wurden bei der Errichtung des Rückhaltebeckens auch verstärkt ökologische Belange berücksichtigt. So wurde darauf geachtet, dass der Bach im Retentionsbecken seine charakteristische Struktur beibehält. Zusätzlich wurden semiaquatische Habitate geschaffen welche die Vernetzung von Wasser und Umland bestmöglich erwirken.

Der Tümpel im Retentionsbecken wird stets durch Oberflächenzufluss gespeist und weist somit eine hohe Verlandungsresistenz auf. Neben der hohen Habitatqualität für Amphibien bietet dieses Stillwasser auch Lebensraum für zahlreiche Insekten wie etwa bedrohte Libellenarten. Aber auch für Wildtieren dient diese Zone als Suhle und Tränke.

Bei der Bepflanzung wurde gezielt darauf geachtet dem Aufkommen von Neophyten weitgehend entgegenzuwirken. So wurden die vorhandenen Robinienbestände gerodet und die Pflanzen verbracht. Die Wiederbegrünung erfolgt ausschließlich mit standortangepasstem Pflanzgut.